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Geschichte
Von den Anfängen bis zum 17. Jahrhundert
Ein Modell des Kastells Gelduba
Im 1. Jahrhundert n. Chr. erbauten die Römer am Rhein auf dem Gebiet des heutigen Krefelder Stadtteils Gellep das Kastell Gelduba. An verschiedenen anderen Plätzen im Krefelder Stadtgebiet fanden sich die Überreste römischer Landhäuser sowie einer Tempelanlage.
Im Mittelalter wuchs eine Bauernsiedlung an einem Ort namens „Krinvelde“.
Ob ein „Krähenfeld“ der Namensgeber ist, ist bislang nicht eindeutig geklärt. Die Trutzburg Krakau lag östlich der Stadtmauern inmitten des heutigen Stadtgebietes. „Krah-Kau“ in der Krefelder Mundart bedeutet Krähenkäfig, so dass Krefeld ebenso ein Krähenfeld sein kann. Die „Hohe Straße“ zwischen Köln und Geldern war eine bedeutende Straße, die ihren Namen „Hochstraße“ bis heute behalten hat. Sie wurde so genannt, weil sie nicht unmittelbar am Rheinufer entlangführte, sondern oberhalb einer Geländekante verlief, wodurch sie vor Überschwemmungen sicher war.
Erstmals wird Krefeld 1105 im Urbar des Klosters Werden erwähnt. Ebenfalls im 12. Jahrhundert begann Otto von Linn nach seiner Rückkehr vom Dritten Kreuzzug die Burg Linn zu einer Festung auszubauen. Um 1200 errichteten die Herren von Rode Haus Rath wahrscheinlich als befestigte Zollstation an der Hohen Straße im heutigen Stadtteil Elfrath. Haus Rath wird erstmals 1246 in einer Urkunde des Grafen von Geldern als Lehen erwähnt.
1361 erhielt das Dorf Krefeld das Recht, einen Jahr- und Wochenmarkt abzuhalten.
Am 1. Oktober 1373 verlieh Kaiser Karl IV. „Crefeld“ die Stadtrechte.[3] Dadurch war der Ort, der zur Grafschaft Moers gehörte, besser vor Übergriffen durch Räuberbanden geschützt. Insbesondere die Herren auf der nahegelegenen Burg Linn betrieben Raubrittertum. Die Burg gehörte damals zur Grafschaft Kleve. Heinrich von Strünkede war Amtmann der Mechthild von Kleve auf der Linner Burg und wurde zu Raubzügen gegen Krefeld ausgeschickt.
Um 1400 wurde zur besseren Verteidigung Krefelds die Burg Krakau etwa 800 Meter östlich der Stadt errichtet. Sie existierte bis ins 17. Jahrhundert, heute sind nur noch ein paar Mauerreste der Wehranlagen an der Bogenstraße übrig. Die älteste Krefelder Kirche, die Dionysiuskirche (heute Alte Kirche[4]), wurde auf einem aus dem 12. Jahrhundert stammenden Bau errichtet und erhielt 1472 einen neuen Turm.
Schon wenige Generationen später breiteten sich die Ideen der Reformation in Europa aus, und 1560 wurde die Grafschaft Moers nach dem Grundsatz cuius regio, eius religio protestantisch. Allerdings gab es in den Wirren der folgenden Jahre weiterhin Katholiken in Krefeld, die katholische Pfarrei wurde erst durch die Neutralitätsvereinbarung von 1607 aufgehoben, und auch danach wurden Katholiken geduldet.
1584 wurde Krefeld im Truchsessischen Krieg völlig zerstört und blieb für zwei Jahrzehnte nahezu unbewohnt. 1594 verschenkte Gräfin Walburga, die Witwe des Grafen Adolf von Neuenahr-Moers, die Herrlichkeit Krefeld an Prinz Moritz von Oranien. Die Grafschaft Moers, und damit auch Krefeld, wurden daraufhin am 4. Juli 1598 von den Generalstaaten und Erzherzog Albrecht VII. von Österreich für neutral erklärt. Die Bedeutung dieser Neutralität für die politische und wirtschaftliche Entwicklung Krefelds kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie wurde in mehreren Folgeverträgen erneuert und bezog sich auf den Unabhängigkeitskampf der Niederlande, auf den Dreißigjährigen Krieg und auf die Folgezeit.
Das neutrale Krefeld wurde nun zum Zufluchtsort für Mennoniten, die in den benachbarten katholischen Regionen wegen ihres Glaubens verfolgt wurden. Es kamen mehr Andersgläubige, als die alteingesessenen Krefelder ertragen wollten. Nicht zuletzt waren diese frommen Menschen oft tüchtige Handwerker und Geschäftsleute und daher waren viele von ihnen schon bald recht wohlhabend. Dies schürte natürlich den Neid und verbreitete damit Unmut unter der sonst eher ärmlichen Krefelder Bevölkerung. 1646 beklagten sich die reformierten Pfarrer Krefelds öffentlich beim Grafen von Moers darüber, dass die Mennoniten in Krefeld Versammlungen abhielten. Aufgrund dieser für Nicht-Mennoniten undurchsichtigen Treffen wurden die Mennoniten der Aufrührerschaft und Verschwörung bezichtigt.
Von größter Bedeutung für Krefeld war die Niederlassung des 1656 aus Radevormwald ausgewiesenen Mennoniten Adolf von der Leyen. Seine Söhne begründeten die Seidenweberei in Krefeld. Von der Leyen war der Stammvater einer ganzen Dynastie von Seidenfabrikanten, unter ihnen die sogenannten Seidenbarone, die Krefeld zu großem Wohlstand verhalfen.
Gedenkstein für die Auswanderer unweit der Dionysiuskirche
Der Strom von Glaubensflüchtlingen aller Konfessionen hielt stetig an – es waren mehr, als die Stadt fassen konnte. Die Stadt wurde erst bei der ersten Stadterweiterung von 1693 gezielt vergrößert. Schon bald kam es zu Ausschreitungen und Übergriffen auf die Andersgläubigen. 1683 wanderten daher die ersten 13 Familien auf einem Schiff mit dem Namen „Concord“ nach Amerika aus und gründeten in Pennsylvania die Ortschaft Germantown (eigentlich Deitscheschteddel). Sie waren hauptsächlich Quäker und Mennoniten, welche die in Pennsylvanien vom Gouverneur William Penn zugesicherte absolute Meinungs- und Religionsfreiheit lockte. Heute ist Germantown ein Stadtteil von Philadelphia. Diese 13 Familien waren die ersten Deutschen, die als geschlossene Gruppe nach Amerika auswanderten. Die Deutsche Bundespost nahm 1983 die 300 Jahrfeier „Deutsche in Amerika“, die in Philadelphia und in Krefeld als „Philadelphiade“ gefeiert wurde, zum Anlass eine Sonderbriefmarke herauszugeben.
18. Jahrhundert
Seidenweber-Denkmal Meister-Ponzelar; Südwall, Ecke Ostwall
51° 19' 42? N, 6° 34' 4? O
1702 starb Wilhelm III. von Oranien, und Krefeld fiel daraufhin an Preußen. Die beiden Brüder Friedrich und Heinrich von der Leyen verließen 1731 den elterlichen Betrieb und gründeten ein eigenes Textilunternehmen, welches sich in den nächsten Jahren zu einem Unternehmen mit Weltruf entwickelte und zunehmend Einfluss auf die Verhältnisse der Stadt ausübte. Friedrich war der Repräsentant des Unternehmens, Heinrich ihr Organisator. Die beiden reichen Brüder unterstützten ihre Mennonitengemeinde, indem sie die Prediger bezahlten, ein Armenhaus stifteten und eine neue Kirchenorgel kauften. Dennoch hat der Reichtum der von der Leyens mit ihrem fürstlichen Lebensstil die einstigen Glaubensgedanken wie Frömmigkeit und Bescheidenheit verdrängt. Friedrich Wilhelm I. erkannte bei seinem Besuch in Krefeld 1738:
„Die Mennonisten sind hier keine rechten Mennonisten, sondern Bastarde, sonst aber gute Christen und biedere Leute.“
Den Von der Leyens machte er dennoch, oder gerade deshalb Zugeständnisse:
„Sie können sich auf mich verlassen, ich werde sie zu jeder Zeit protegieren, daß dero Fabrik und Handlung kein Mensch Tort tun kann.“
Die Stadt wurde im 18. Jahrhundert wieder durch mehrere Kriege in Mitleidenschaft gezogen (s. Spanischer Erbfolgekrieg, Polnischer Thronfolgekrieg). Der nächste preußische König Friedrich II. erlaubte den Katholiken in Krefeld eine eigene Kirche, die Dionysiuskirche, zu bauen. Der Grundstein wurde am 9. August 1754 bei einem schon fortgeschrittenen Bauzustand gelegt.
Die Seidenweberhäuser waren Wohnort und Arbeitsplatz zugleich
51° 19' 43? N, 6° 33' 46? O
Durch Monopole förderte Friedrich II. in Krefeld die Seidenweberei. Somit entwickelte sich in Krefeld eine stark ausgeprägte Textilindustrie. Diese Situation machte die Stadt Krefeld sehr wohlhabend und sie bekam ihren noch heute gültigen Beinamen „Samt- und Seidenstadt“. Hundert Jahre später war die Hälfte der Krefelder Bevölkerung in der Seidenindustrie beschäftigt. An die vielen Weber der Stadt erinnert heute am Südwall Ecke Ostwall das Seidenweberdenkmal, die Statue eines Seidenwebers mit geschulterter Tuchrolle, von den Krefeldern Meister Ponzelar genannt. Auf dem Bild unter der Statue, im Sockel eingelassen, ist ein für damals typisches Weberhaus dargestellt. Gewebt wurde seinerzeit in Heimarbeit in einer eigens dafür mit einer Webmaschine eingerichteten Webstube eines Weberhauses. Einige dieser typischen Häuser haben die Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg und mehrere Stadtmodernisierungen unversehrt überstanden und stehen heute unter Denkmalschutz.
Denkmal der Schlacht an der Hückelsmay
51° 17' 56? N, 6° 31' 49? O
Durch die „Schlacht bei Krefeld“ ging der Name der friedliebenden Stadt in die Kriegsgeschichte ein: Im Siebenjährigen Krieg trafen am 23. Juni 1758 preußische Truppen unter dem Kommando des Prinzen Ferdinand von Braunschweig und ein französisches Heer am südlichen Stadtrand zusammen. Trotz ihrer Übermacht wurden die Franzosen besiegt – ein Gedenkstein am einstigen Schlachtfeld, der Hückelsmay, erinnert heute noch an die über 2.800 Gefallenen, die dort begraben liegen. Friedrich II. besuchte zweimal die Stadt Krefeld: 1751 und 1763. Bei seinem zweiten Besuch verlieh er der Familie von der Leyen Monopolrechte für die Seidenproduktion, so dass aufkommende Konkurrenten gezwungen waren, in das benachbarte Herzogtum Jülich-Berg beziehungsweise das Kurfürstentum Köln abzuwandern. An die 4.000 Bürger arbeiteten bereits für die Von der Leyens, das war etwa die Hälfte aller Einwohner der Stadt. 80 % der produzierten Waren gingen in den Export auch nach Amerika und Russland. Das Portfolio umfasste Seiden- und Samtbänder, Paramenten, Borten, Hals- und Taschentücher und Seidenstrümpfe sowie Tuchware, all dies in exklusiven und erlesenen Qualitäten. Um 1768 liefen allein für die beiden Brüder von der Leyen über 700 Webstühle. Der zweitgrößte Krefelder Seidenfabrikant, das Unternehmen Floh, besaß etwa 100 Seidenwebstühle. Die Webstühle waren stets Eigentum des jeweiligen Fabrikanten und wurden an die angestellten Weber lediglich ausgeliehen. Gewebt wurde meist in Heimarbeit. 1781 vermerkte Friedrich II., König von Preußen:
„Crefeld und die dasigen Manufacturen sehe ich als ein Kleinod an, von welchem die Werber wegbleiben müssen; zeigt Mir daher nur die Regimenter näher an, welche sich dergleichen Exzesse zu Schulden kommen lassen. Ich werde ihnen schon den Weg zur Stadt und ihren Manufacturen zu versperren wissen. Auswärts mögen sie werben, soviel sie wollen, von dergleichen nützlichen Fabriquen sollen sie aber durchaus wegbleiben.“
Dies bedeutete, dass in Krefeld von nun an keine Rekruten von der Armee angeworben werden durften. Die übliche Methode der Werber bestand darin, abends vor den Kneipen angetrunkenen jungen Männern aufzulauern und ihnen sofort einen Betrag als Vorschuss auf den Sold auszuzahlen. Wer dieses „Handgeld“ annahm, verpflichtete sich quasi umgehend zum Wehrdienst. Während anderenorts ganze Stammbelegschaften in den Krieg zogen, konnte in Krefeld auch in Kriegszeiten mit nahezu gleicher Quantität die gewohnt hohen Qualitäten gefertigt werden. Zudem verfügte man in Krefeld durch diese Protektion über die höchste Dichte an Webermeistern, welche ebensolche meisterlichen Arbeiten ablieferten.
1794 betrug das Betriebsvermögen der Von der Leyens enorme 1.280.000 Taler. Ein Webergeselle verdiente zu der Zeit im Monat etwa 10 Taler, ein Seidenweber das doppelte, Bandweber sogar bis zu 30 Taler. Eine einfache Wohnung kostete 1 Taler Miete pro Monat. Für einen Webstuhl musste man schon 80 Taler bezahlen, ein Roggenbrot von 500 g kostete 4 Deut und ein Liter Bier 1 Stüber und 3 Deut. Ein Taler kam 60 Stüber gleich und ein Stüber hatte 8 Deut. Ein Taler von 1770 entspricht heute etwa 25 Euro.
Der Wohlstand lockte auch Ganoven und Banditen an. Oft wurden die frommen und gutgläubigen Mennoniten zu ihren Opfern. Räuberbanden zogen um Krefeld umher und verbreiteten Angst und Schrecken. Die „Krefelder Bande“ war nur eine von vielen. Der Grefrather Matthias Weber, ob seiner Art des Kampfes vielen besser bekannt als „Der Fetzer“, war seinerzeit wohl das prominenteste und gefürchtetste Mitglied dieser Gruppe.
In den auf die Französische Revolution folgenden Koalitionskriegen wurde Krefeld erstmals am 16. November 1792 durch Revolutionstruppen unter General La Marliére besetzt. Von den Franzosen wurde ein Kriegskontribution in Höhe von 300.000 holländischen Gulden verlangt, die die Stadt Krefeld nicht aufbringen konnte. Zur Sicherung dieser Forderung wurden die Vertreter der wohlhabendsten Krefelder Familien als Geiseln genommen. Erst Ende Januar konnte die Forderung beglichen werden. Im Zuge des Herbstfeldzuges von 1794 wurde auch Krefeld, wie das übrige linksrheinische Territorium, von den französischen Revolutionstruppen besetzt. Die Stadt wurde wie das gesamte linksrheinische Gebiet von Frankreich annektiert und 1798 zum Verwaltungssitz eines Arrondissements des Département de la Roer bestimmt. 1801 wird das Département de la Roer französisches Staatsgebiet und Johannes Jakobus Bouget aus Odenkirchen wird Unterpräfekt des Arrondissement de Crévelt. Im Jahr 1802 wird die Gewerbefreiheit nach französischem Recht eingeführt. In dieser Zeit wurde auch gezielt Jagd auf die umherstreunenden Banditen und Räuber gemacht. Mit den meisten wurde kurzer Prozess gemacht. So endete 1803 auch das Leben von Matthias Weber auf einer Guillotine in Köln.
19. Jahrhundert
Krefeld 1856; Blickrichtung von Süd-Osten. Viereckiger Bau mit vier Türmchen ganz links: Hauptbahnhof. Kirchturm Mitte links: Alte Kirche. Kirchturm Mitte: Dyonisiuskirche. Kirchturm Mitte rechts: Synagoge. Großes Kirchenschiff Mitte rechts: Stephankirche
Die Gedanken der Revolution fanden durchaus Zustimmung bei vielen Bürgern, die auch Napoleon Bonaparte 1804 bei seinem Besuch in der Stadt zujubelten. Aus den Aufzeichnungen der Familie von Beckerath geht zum Besuch Napoleons in Krefeld folgendes hervor:
„Bonaparte wurde auf dem Felde bei Königshof empfangen. Der Kaiser hatte einen gelblichen Teint, graue Augen, dunkles Haar und seine Züge waren nicht unangenehm. Nachdem der Maire von der Leyen seine Rede abgelesen hatte, nickte er freundlich mit dem Kopf, sah auf seine Uhr und befahl fortzufahren. Er war kaum in der Stadt, so sahen wir ihn mit dem Maire Arm in Arm gehen. Nachdem Bonaparte die Fabriken besehen, ließ er den Gemeinderat zusammenkommen und fragte unter anderem, wie viele Millionäre denn in Crefeld seien.“
Die Franzosenzeit endete am 14. Januar 1814 – von nun an war Krefeld wieder preußisch.
Historische Stadtkarte von 1842
1816 wurde Krefeld Sitz des Kreises Krefeld, der 1929 im Kreis Kempen-Krefeld aufging. 1828 rebellierten Seidenweber des Unternehmens von der Leyen gegen Lohnkürzungen. Preußische Husaren schlugen die Aufständischen nieder.
6. Stadterweiterung und die vier Wälle
Zwischen 1817 und 1870 wurde Krefeld mehrmals erweitert und umgestaltet. Hierfür wurde 1815 der Baumeister und Architekt Adolph von Vagedes mit der Ausfertigung eines Stadterweiterungsplanes beauftragt. Die alten Stadtmauern grenzten die wachsende Stadt zu sehr ein und neue Bauvorhaben außerhalb der Mauern fanden nahezu planlos und ohne Ordnung statt. 1817 wurden die ersten Pläne von Vagedes dem Stadtrat vorgelegt und von diesem bis 1819 genehmigt. Der ursprüngliche Plan sah einen Grundriss in Form eines Griechischen Kreuzes vor. Dieses Vorhaben wurde jedoch wieder verworfen. Das wohl entscheidendste Detail aus diesem Plan war nun die Errichtung der noch heute das Stadtbild prägenden Boulevards (Nord-, West-, Süd-, Ostwall) in form eines Rechteckes. Die vier Wälle liegen um einiges außerhalb der ehemaligen Stadtbefestigung und somit nicht wie häufig kolportiert an deren Stelle. Vagedes Plan griff weiter auch die bereits vorhandene klassizistische Prägung der Stadt auf wonach Neubauten ebenfalls im gleichen Stil errichtet wurden. Die Bepflanzung der vier Wälle wurde sehr wahrscheinlich zwischen 1838 und 1840 von Maximilian Friedrich Weyhe und seinem jüngeren Sohn Wilhelm August gestaltet. Weitere Gestaltungen seines älteren Sohnes Joseph Clemens Weyhe sind nachweislich belegt.[5]
7. Stadterweiterung
Der nicht in Vagedes Plan berücksichtigte Bau des Bahnhofes um 1849 machte später eine Verlängerung des Ostwalls erforderlich, dessen stilistische Integrierung in das bestehende Stadtbild ebenfalls von Joseph Clemens Weyhe geplant wurde. Die heute 150 Jahre alten Bäume auf den vier Wällen gehen noch auf diese Zeit zurück.[5] 1843 wurde Krefeld nach Plänen von Umpfenbach bis zu den heutigen Ringstraßen erweitert. Die Märzrevolution von 1848 war auch in Krefeld spürbar – im Januar 1849 gab es bei Straßenkämpfen sogar ein Todesopfer. Das technische Zeitalter begann in Krefeld 1849 mit Eröffnung der Eisenbahn von Aachen nach Oberhausen (Bergisch-Märkische Eisenbahn-Gesellschaft).
1863 kam es zu einem Eklat beim Besuch von König Wilhelm I. Außer den Mitgliedern des Preußenvereins verweigerten die meisten Krefelder dem König die üblichen Ehrenbezeugungen und blieben einfach zu Hause. Als ihm 1870 ein Denkmal gesetzt werden sollte, verlangte Wilhelm, der die Beleidigung nicht vergessen hatte, es müsse der Stadt den Rücken zukehren. Der Sockel dieses Denkmals ist noch heute im Krefelder Stadtgarten zu sehen. Die Statue selber wurde im Zweiten Weltkrieg für die Rüstung eingeschmolzen.
1872 schied Krefeld aus dem Kreis Krefeld aus und wurde kreisfreie Stadt. Am 17. Juni 1894 starb der Luftfahrtpionier Hermann Lattemann in Krefeld bei einem fatalen Experiment, als er seinen Ballon zum Fallschirm umwandeln wollte.
20. Jahrhundert
Postkarte von 1908 zeigt die Hochstraße wahrscheinlich Ecke Schwanenmarkt
51° 19' 54? N, 6° 33' 45? O
Protestkundgebung auf dem Karlsplatz am 31. März 1947
Am 9. Juni 1902 wurde die 3. Sinfonie Gustav Mahlers in Krefeld unter der Leitung des Komponisten uraufgeführt. Elf Tage später jubelten die Krefelder Kaiser Wilhelm II. zu – die Zurückhaltung, die sie seinem Großvater entgegengebracht hatten, war vergessen.
1914 zogen auch Krefelder in den Ersten Weltkrieg – die pazifistischen Privilegien waren schon seit 1794 Geschichte. Nach Kriegsende wurde Krefeld am 6. Dezember 1918 von belgischen Truppen besetzt (bis 31. Januar 1926 – siehe Alliierte Rheinlandbesetzung). Anfangs waren 7.500, später bis zu 6.000 Soldaten in Krefeld stationiert. Das Deutsche Reich musste ihnen laut Versailler Vertrag angemessene Unterkünfte zur Verfügung stellen. Von 1918 bis 1921 waren über 1.220 Quadratmeter in Privathäusern beschlagnahmt, von 1923 bis 1924 etwa 900. 1921 baute man die ersten Wohnhäuser für Offiziere – im seitdem so genannten „belgischen Viertel“. Die Belgier zensierten die Tageszeitungen und kappten Verbindungen zum anderen Rheinufer.[6]
Im Januar 1923 begann die Ruhrbesetzung: französische und belgische Truppen besetzten das gesamte Ruhrgebiet. Die Besetzung löste in der Weimarer Republik einen Aufschrei nationaler Empörung aus. Die Reichsregierung unter dem parteilosen Kanzler Wilhelm Cuno rief die Bevölkerung zum „passiven Widerstand“ auf: An Frankreich und Belgien wurden keine Reparationen mehr gezahlt, Industrie, Verwaltung und Verkehr wurden mit Generalstreiks teilweise lahmgelegt. Der neue Reichskanzler Gustav Stresemann sah sich schließlich am 26. September 1923 gezwungen, den Abbruch des passiven Widerstandes zu verkünden.
Am 22. Oktober 1923 stürmten rheinische Separatisten das Krefelder Rathaus. Es gab Tote und Verletzte; die Aktion blieb ohne politische Folgen.
1929 wurde Krefeld mit Uerdingen, Fischeln, Gellep-Stratum und anderen Gemeinden zum Stadtkreis Krefeld-Uerdingen vereinigt und der Restkreis in Landkreis Kempen-Krefeld umbenannt. Bereits 1907 hatte es eine große Erweiterung des Stadtgebietes gegeben, damals wurden Bockum, Oppum und Verberg eingemeindet.(siehe auch „Kreisreformen in Preußen“)
Am 9. November 1938 wurden auch in Krefeld die Synagogen niedergebrannt und Geschäfte jüdischer Kaufleute zerstört. Im Zweiten Weltkrieg wurden am 21. Juni 1943 bei einem britischen Luftangriff im Rahmen der moral-bombing-Strategie große Teile des Ostens der Stadt getroffen, die Innenstadt wurde durch einen von Brandbomben verursachten Feuersturm erheblich zerstört. Wundersamerweise blieb der große Hauptbahnhof bis auf wenige Beschädigungen unversehrt.
Am 28./29. Januar 1945 gab es einen weiteren Luftangriff auf Krefeld. 650 Tote und Vermisste waren zu beklagen.[7]
Am 2. März 1945 marschierten US-amerikanische Truppen in Krefeld ein.
Nach Kriegsende sollten die Krefelder Stahlwerke ursprünglich demontiert werden, man konnte dies aber noch abwenden.
In den 1950er Jahren erlebten sie ebenso wie die Textilindustrie einen neuen Aufschwung. 1975 wurde Krefeld durch die Eingemeindung von Hüls erneut vergrößert.
1980 war der Name Krefeld noch einmal Synonym für eine pazifistische Bewegung: Am 16. Oktober 1980 wurde in der Stadt auf einer Konferenz der Friedensbewegung (unter anderem mit Petra Kelly und Gert Bastian) der „Krefelder Appell“ gegen den NATO-Doppelbeschluss formuliert. Bei einem Staatsbesuch des US-Vizepräsidenten George H. W. Bush anlässlich der Philadelphiade in Krefeld am 25. Juni 1983 demonstrierten über 20.000 Menschen, dabei kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen militanten Demonstranten und der Polizei.[8]